LITERACKA PODRÓŻ PO POLSCE Z ARNO SURMINSKI

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Nasz „Magazyn Polonia“ ma juz swoich wiernych czytelników nie tylko wśród Polonii niemieckiej, ale także wśród obywateli Niemiec, zaintersowanych polską kulturą i przyjaźnią pomiędzy naszymi narodami. Pani Marlies Jensen Leier po tegorocznej literackiej podróży po Polsce z Arno Surminski przesłała nam kretaywny pamiętnik swojej wizyty w Polsce, którego fragmenty zamieszamy poniżej.

 

Lesereise mit dem Schriftsteller Arno Surminski – 1. bis 10. Juni 2015:

Er nimmt uns mit nach Ostpreußen, nach Masuren, in seine Kindheit, in Krieg und Frieden. Er ist gerade 80 geworden. Er ist lebendige Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Seine Frau Traute, guter Geist der Reise, begleitet ihn, uns, alles mit liebevoll-aufmerksamem Blick. Agata Kern, Kulturreferentin beim Ostpreußischen Landesmuseum Lüneburg, hat die Reise, hat ein intensives Programm organisiert. Sie trägt uns durch die Tage, durch die Sprache. Von Elbing aus kommt Reiseleiterin Jolanta Graczyk hinzu. Sie bereichert uns mit ihrem kunsthistorischen Wissen und politischem Hintergrund. Sie reihen Perle um Perle für uns auf zu einer kostbaren Kette, die in Warschau beginnt und die sich in Warschau schließt. Robert fährt uns wie im Himmel – Busfahrer zu sein auf immer dichter befahrenen Straßen und Autobahnen kommt mir inzwischen schwieriger vor als Busfahrer zu sein in den Lüften.

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Resumee: Polen, Arno Surminski und die aktuelle Weltlage

Ich wusste, dass Lyrik in Polen als Lebensmittel gilt? Jetzt weiß ich: Polen ist ein Gedicht.

Ich hatte mein Leben lang Sehnsucht nach der Landschaft Ostpreußen. Jetzt hab ich Heimweh nach Ostpreußen.

Es war eine Reise durch europäisches Kulturerbe, das die wechselvolle Geschichte dieser Region im Herzen Europas intensiv widerspiegelt. Es war eine Reise durch preußischen Geist der Toleranz, der spätestens '33 untergegangen war. Eine Reise durch deutsches politisches Erbe des 20. Jahrhunderts, dessen Vorübungen im 19. Jahrhundert begannen, das ich als Deutsche immer und überall hin in Scham und Trauer mit mir trage und das mir nie so nahe kam. Eine Reise durch Vergangenheit und Gegenwart, die kluge Antworten auf notwendige Zukunftsfragen gab.

Wir besichtigten Dome und Kirchen, Plätze und Gassen, weitgehend schon in den 70ern, in den 80ern, also vor '89 aus Polens eigener Kraft wiederaufgebaut. Deutschland, von dem aus das Böse über Europa, über die Welt gewuchert war, erhielt Mittel zum Wiederaufbau durch den Marshallplan, war von Anfang an Mitglied der EWG, EG, EU. Deutschland ist das Land mit der größten Wirtschaftskraft in Europa. Ich bewundere Polen! War es Gott, der das Zerstörte zusammengefügt hat zu neuem, grünem, blühendem Land, zu neu belebten Städten? In kaum einem anderen europäischen Land nahm ich den Wiederaufbau architektonisch so gelungen, das Kulturerbe so gut bewahrt wahr.

Arno Surminskis Texte, seine Romane haben Deutsche, Polen, Russen, ähnlichermaßen berührt. Sein Erfolg als Schriftsteller kristallisiert sich in seiner Aussage: Ostpreußen gehört dem lieben Gott. Wir Menschen sind hier nur eine Weile zu Besuch. Das ist völkerverbindend. Das hat globale Gültigkeit. Sein Werk gehört zu dem Mosaik, welches das Wunder von '89 bewirkt hat.

In Preußen, in Ostpreußen gelang europäisches multiethnisches Zusammenleben in Zeiten vornationalen, vorideologischen Denkens. Hier kamen Völker friedlich zusammen, Völker, von denen wir viel zu wenig wissen, zu denen wir heute noch alte Propaganda gespeichert haben. Propaganda! Sie bereicherten mit neuen gewerblichen, künstlerischen, wirtschaftlichen Impulsen das Land. –

Ich schäme mich als Bewohnerin der Erde für die Härte, mit der Politik, mit der Menschen heute Menschen begegnen, die aus Not und Verfolgung Zuflucht suchen in Europa. Hier ist jetzt auch polnische Gastfreundschaft gefragt.

Die Einwanderungspolitik Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II., könnte sie Modell sein zur Bewältigung der gegenwärtigen weltweiten Migration? Dem Wirken Friedrich des II., seinem Verhalten gegenüber seinen Nachbarvölkern und besonders seinem zerstörerischen Verhältnis zu Polen muss genauer nachgegangen werden (z. B. unter Friedrich II. zwischen Deutschland und Polen. Ereignis- und Erinnerungsgeschichte, Hans-Jürgen Bömelburg; dazu s. Zusammenfassung im Internet: Friedrich II. als Erinnerungsort...; s. z. B. Wladyslaw Konopczynski - ebenda).

 

Die solidarischen Bewegungen '53, '56, '68, '70, '80 waren Vorübungen für das Wunder von '89. Aber die Hoffnungen auf eine friedfertigere Welt, die da in uns lebendig wurden, gerieten schon mit den Balkankriegen der '90er Jahre in Gefahr. Dann der 11. September. Dann wieder Hoffnung. Das Wunder von 2009. Barack Obama, der als erster Schwarzer als Präsident ins Weiße Haus einzog, noch im selben Jahr den Friedensnobelpreis erhielt. – Er ist einer der mächtigsten Diplomaten der Welt. Mitten in der Ukrainekrise, 2014, bezeichnete er Rußland weltöffentlich als Regionalmacht. Das ist nicht völkerverbindend. 70 Jahre nach '45, 25 Jahre nach '89 ist Europa, ist die Welt wieder aus den Fugen. Ich schäme mich für politische Härte aus Deutschland gegenüber dem griechischen Volk. Wird nun die europäische Revolution ausbrechen wegen Brotmangel in der sogenannten Wiege der Demokratie?

Die gegenwärtige Wirklichkeit auf Erden stellt sich als unüberschaubar und unbeherrschbar dar. Es wird wieder annektiert, stationiert, manövriert und höchste Diplomaten agieren unfassbar undiplomatisch. Es wird wieder aufgerüstet. Es ist wieder Kalter Krieg. Dabei haben wir überlebensnotwendig Wichtigeres zu tun. Das ist seit Jahrzehnten klar. In der Verantwortung der jetzt lebenden Generationen liegt es, dafür zu sorgen, dass unser Heimatplanet für nachfolgende Generationen bewohnbar bleibt. Das heißt, wieder in überschaubaren, in regionalen Einheiten ökologisch nachhaltig leben und dabei die ganze Erde bedenken. Welch eine Aufgabe! Dafür brauchen wir alle Kräfte der Welt. Die weit verbreitete Auffassung, als Einzelne/r kann man ja doch nichts tun, ist ein Irrtum: Es gibt kein System, das eingeführt, keine Aktion, die gestartet werden könnte, um die notwendige Bewusstseinsveränderung hervorzubringen. Sie kann nur durch die Bürger selbst zustande gebracht werden. Es kommt wirklich auf uns an, auf jeden Einzelnen von uns.

 

Marion Gräfin Dönhoff in „Zeichen ihrer Zeit“

Ich denke: Nur eine internationale gesellschaftliche Solidarität – SOLlDARNOŚĆ – kann uns auf Dauer Frieden, Gerechtigkeit, Freiheit bringen. Wir müssen von uns aus anders leben. Wir sind eine Familie. Wir reisen gemeinsam.

Nach unserer Rückkehr aus Polen gibt Franziskus seine Enzyklika Laudato si heraus: Über die Sorge für das gemeinsame Haus. Da ist sie, eine modernisierte Form des Religiösen. Sie ist an die ganze Welt geschrieben. Jeder Mensch kann sie verstehen. Sie liest sich wie eine Erlösung, mit der er uns alle zusammenruft. Dieser mutige Papst!

©Marlies Jensen-Leier, Juli 2015, www.leierliest.de